Weniger Zwangsversteigerungen – trotz Corona

Seit Jahren sinkt die Zahl der zwangsversteigerten Immobilien – guter Konjunktur und niedriger Zinsen sei Dank. Überraschender Weise hat die Corona-Pandemie den Trend im Jahr 2020 nicht stoppen können. Und das, obwohl es mit der starken Konjunktur erstmal vorbei ist, die Arbeitslosigkeit steigt. Das dicke Ende könnte allerdings in diesem Jahr noch kommen, vermuten die Fachleute.

Seit Jahren sinkt die Zahl der zwangsversteigerten Immobilien – guter Konjunktur und niedriger Zinsen sei Dank. Überraschender Weise hat die Corona-Pandemie den Trend im Jahr 2020 nicht stoppen können. Und das, obwohl es mit der starken Konjunktur erstmal vorbei ist, die Arbeitslosigkeit steigt. Das dicke Ende könnte allerdings in diesem Jahr noch kommen, vermuten die Fachleute.

Ratingen. In Deutschland gingen letztes Jahr 14.853 Immobilien in die Zwangsversteigerung. Sie hatten zusammengenommen einen Wert von rund 3,1 Milliarden Euro. Pro 100.000 Haushalte waren 36 von einer Zwangsversteigerung betroffen. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr: 2019 waren es noch 42. Damals waren noch 17.600 Immobilien unter dem Hammer gelandet, was ein Gesamtvolumen von 3,4 Milliarden Euro bedeutete.

Das hat der Fachverlag Argetra ausgerechnet, wie verschiedene Medien kürzlich berichteten. Dazu wertete man die Zwangsversteigerungstermine aus, die alle deutschen Amtsgerichte – fast 500 an der Zahl – im Jahr 2020 angesetzt haben. Trotz Corona-Pandemie sind die Zahlen also deutlich gesunken. Die Macher der Untersuchung sehen dafür verschiedene Gründe. Einerseits bedeuten die niedrigen Zinsen eine Entlastung für viele Schuldner.

Corona bremste Zwangsversteigerungen – vorerst

Andererseits hätten die Banken in der Corona-Zeit Kredite gestundet. Das Kurzarbeitergeld dürfte zudem so manchen Eigentümer liquide gehalten haben. Viele Versteigerungstermine mussten wegen der Versammlungsverbote abgesagt werden. All das konnte nach Ansicht der Fachleute zahlreiche Zwangsversteigerungen vermeiden. Der von niedrigen Zinsen und guter Konjunktur getriebene und seit Jahren anhaltende Trend zurückgehender Zwangsversteigerungen hält so trotz Pandemie vorerst an.

Mit steigender Arbeitslosigkeit könnte sich das 2021 aber ändern. Zwei Drittel der versteigerten Objekte (66 Prozent) waren Wohnimmobilien, wobei das Einfamilienhaus und das Zweifamilienhaus den Löwenanteil in der Statistik bilden. Eigentumswohnungen wurden deutlich seltener zwangsversteigert. Sonstige Immobilien – vor allem Grundstücke und gewerbliche Immobilien – kamen auf ein Drittel (34 Prozent) der Zwangsversteigerungen.

Schwerpunkte: Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt

Auch regional zeigen sich Schwerpunkte. In der Mitte Deutschlands, in NRW und im Osten kam es zu besonders vielen Zwangsversteigerungsverfahren. Mit 73 Fällen auf 100.000 Einwohner hat Sachsen-Anhalt besonders viele Fälle zu verzeichnen. Zum Vergleich: Bayern kommt nur auf 22. Nach Städten aufgeschlüsselt kommt Chemnitz auf die meisten Versteigerungen, es folgen Leipzig, Zwickau und Berlin. Die Verkehrswerte der versteigerten Objekte waren in Berlin und Hamburg am größten, in Sachsen-Anhalt am kleinsten.

Durchschnittlich 212.000 Euro war eine versteigerte Immobilie im Jahr 2020 wert, 2019 waren es noch 195.000 Euro gewesen. Diese Zahlen geben allerdings den Verkehrswert zum Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung wieder. Bis zur tatsächlichen Versteigerung kann der Marktwert gestiegen sein. Am Ende wechselt nur die Hälfte der zwangsversteigerten Immobilien wirklich vor Gericht den Besitzer. In den anderen Fällen kann schon vor dem Gerichtstermin ein Verkauf über die Bühne gehen, denn in den vielen nachfragestarken Märkten sind Käufer schnell gefunden.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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